Wie entstehen High Performance Teams?

Torwart auf Fußballfeld

7 Prinzipien aus dem Spitzensport, die auch für Unternehmen gelten

Wir haben mit René Adler, Ex-Fußballprofi, TV-Experte, Podcaster, Multi-Unternehmer und – in seinen Augen die fordernste Rolle – zweifacher Familienvater, in unserem Podcast scharf und sinnig darüber gesprochen, was Teams erfolgreich macht.

Ganz entscheidend sind für René Adler Begriffe wie Vertrauen, Respekt, Authentizität und Ehrlichkeit.

1. Du bist wichtig

Die Basis für gut funktionierende Teams ist ein respektvoller Umgang. Dazu gehört Ehrlichkeit, also Dinge klar anzusprechen; nicht über, sondern mit Kollegen und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Jeder braucht das Gefühl, mitgenommen zu werden. Die besten Trainer sind die, die neben ihrer Kernkompetenz ein Gefühl für Menschen haben. Die jedem, egal in welcher Position er ist – vom Physiotherapeuten über den Torwart bis hin zum Vorstandsvorsitzenden –, das Gefühl geben, dass er wichtig ist und zum Gelingen des Gesamterfolgs beiträgt.

2. Der Einzelne zählt, die Gemeinschaft zählt mehr

An Alpha-Tieren mangelt es im Profifußball nicht. Eine Mannschaft setzt sich zusammen aus einzelnen Top-Spielern, von denen jeder für sich glänzen und hoch hinauswill. Wie auch in der Wirtschaft ist individuelles Können von großer Bedeutung, doch bedeutender ist, wie sich diese einfügt ins große Ganze, wie die Individuen zusammen funktionieren.

Klar, jeder hat sein Kompetenzfeld und entwickelt sich darin weiter. Ein Torwart muss Tore abwehren, ein Stürmer sollte Tore schießen. Das Spiel gewinnen sie aber nur, wenn sie als Team funktionieren. Es käme auch kein Trainer auf die Idee, seine Spieler ins Einzeltraining zu schicken, ihnen kurz vor Spielbeginn Aufstellung und Taktik zu verraten und drauf los spielen zu lassen.

Im Spiel kann es dann auch passieren, dass ein Stürmer mal einen Ball abwehrt oder der Torwart aufs gegnerische Tor zielt. Rollen geben Struktur, diese sind aber nicht immer starr. Im Fußball – und auch in der Wirtschaft – herrscht eine hohe Dynamik, der Spielverlauf ist nicht vorhersehbar. Die Spieler müssen immer bereit sein und, sobald sie am Ball sind, Führung übernehmen können.

Die Gesamtinteressen stehen über den individuellen Interessen – leider ist es in der Realität oft umgekehrt.

3. Fehlerkultur = Vertrauenskultur

Wichtig, so René Adler ist, dass jeder, der eine führende Rolle innehat, Entscheidungen autonom treffen kann. Und dabei keine Angst davor hat, Fehler zu machen. Nur so trauen sich Mitspieler auch Risiken einzugehen; Kritisches anzusprechen und Neues auszuprobieren, ohne gleich um ihre Position zu bangen.

„Du musst für deine Kollegen einstehen … dass du Spaß daran hast, den Fehler deines Kollegen wieder auszumerzen.“

Die Bedeutung der Fehlerkultur hat auch Google in seinem bekannten Aristotle-Projekt herausgefunden. Dabei wollte der Konzern die Formel für High Performance Teams finden, und siehe da: der wichtigste Faktor ist ein konstruktiver Umgang mit Fehlern. Dies führe zu einem Gefühl der ‘psychological safety‘, was entscheidend dafür ist, dass Teammitglieder Hochleistung zeigen.

4. Raum lassen

Im Spitzensport wie in der Wirtschaft sollen vorgegebene Strukturen und Rahmenbedingungen dazu beitragen, dass gemeinsam Großes entsteht. Das können im Fußball Trainingseinheiten, in der Wirtschaft Teambuildingmaßnahmen sein. Ohne deren Wert abzusprechen, ist es aber wichtig, Raum zu lassen. Raum, in dem aus dem Nichts heraus Dinge ausprobiert werden. René meint, es sei wie bei Kindern. Wer ihnen den ganzen Tag vorgibt, verhindere, dass Neues entsteht.

5. Diese Typen sind Gold wert

Ein Team bzw. eine Gemeinschaft lebt von ihren unterschiedlichen Typen. Es gibt den, der inspiriert, den, der kritisch hinterfragt, den, der einfach macht, usw. Auf dem Platz hat jeder seine Rolle. Der eine ist nicht wichtiger als der andere. Doch ohne jene, die „anzünden“, die vor Leidenschaft und ‘winning spirit‘ nur so strotzen, geht es im Spitzensport nicht. Nicht nur die Führungskräfte können dieses Feuer entfachen, jeder Einzelne innerhalb des Teams kann mit seinem Mindset inspirieren und anspornen.

6. Augen auf bei der Teamwahl

Ein Trainer oder auch ein Manager hat mitunter 40 Leute unter sich. Der braucht seine Head-Ofs oder Abteilungsleiter, denen er vertraut. Niemand kann 40 Leute managen. Das geht nur mit verlängerten Armen in die Mannschaft, die Arbeit abnehmen. Bei der Besetzung solcher Schlüsselpositionen sollten keinerlei Kompromisse gemacht werden. Wer nicht 100 % passt, nicht die Werte teilt oder ein anderes Zielbild hat, der sollte auch nicht zum Zug kommen. In Zeiten des Fachkräftemangels passiert leider immer wieder genau das: dass second best Optionen rekrutiert werden, die früher oder später eh wieder weiterziehen.

7. Werte schaffen Identifikation

Über Werte wurde bereits viel gesprochen. Respekt, Ehrlichkeit, Offenheit. Für René entwickeln sich diese innerhalb einer Firmenphilosophie oder Vereinsidentität, die grob vorgegeben ist. Als Angestellter hat man die Pflicht, diese Werte nach außen zu vertreten.

Von Leitbildern hält René nicht so viel … „viel Geschwafel“. Werte müssen aus der Mannschaft kommen. Im besten Fall bilden die sich über Jahre, Jahrzehnte heraus, und schaffen Klarheit darüber, was ein Verein will, wofür er steht. Die Werte werden gelebt von Menschen, zuvorderst von Führungspersönlichkeiten. Wenn die immer klar sind, erleichtert das die Identifikation – unter Spielern genauso wie unter Fans – und schafft eine Basis für nachhaltigen Erfolg.

 

Hier geht’s zur Podcast Episode: “René Adler, was trennt gute von großartigen Teams?”.

 

Tags: High-Performance-Teams, Unternehmenskultur, Unternehmenswerte
vom 09.01.2024 / © VonVorteil