Gegen den Fachkräftemangel in Gastronomie und Hotellerie  

Eine Frau in einem Hotel-Speisesaal

Im Gastgewerbe und in der Hotellerie fehlen Fachkräfte. Gezeichnet durch die Corona-Pandemie und die Mehrwertsteuererhöhung sind viele Betriebe in einer existenzbedrohenden Lage.  

 

Fachkräfte im Gastronomiesektor und in der Hotellerie verzweifelt gesucht   

Laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) herrscht ein Defizit von rund 44.000 Fachkräften in den Hotel- und Gaststättenberufen. Diese Zahl wird sogar noch übertroffen von der Einschätzung des Branchenverbandes DEHOGA, welcher einen aktuellen Fehlbestand von mehr als 65.000 Mitarbeitenden verzeichnet. Besonders gravierend ist die Situation bei den Köchen und Köchinnen, wo deutschlandweit 7.555 qualifizierte Fachkräfte fehlen. Ein großer Treiber dieser Entwicklung ist der demografische Wandel, der für einen abnehmenden Pool an potenziellen Arbeitskräften sorgt.  

Die Gastronomie ist traditionell von einer hohen Fluktuationsrate betroffen, unter anderem weil die Arbeitszeiten belastend sein können und der Umgang mit Kunden bzw. Gästen anspruchsvoll ist.  

Die Corona-Pandemie hat viele Arbeitnehmenden dazu veranlasst, sich neu zu orientieren und nicht in das Gastgewerbe zurückzukehren. Quereinsteiger*Innen aus anderen Bereichen sind zögerlich, den Schritt in die Gastronomie zu wagen, unter anderem wegen des negativen Images der Branche und schlechter work-life-balance. 

Der tatsächliche Bedarf an qualifizierten Fachkräften übersteigt die angebotenen Ausbildungsplätze bei weitem.  

 

Wie sich Arbeitgeber der Hotel- und Gastronomiebranche neu aufstellen  

Um trotz Fachkräftemangel funktionierende Betriebsabläufe gewährleisten zu können, sehen sich Unternehmen zu Anpassungen gezwungen. So reagieren sie mit Maßnahmen wie verkürzten Öffnungszeiten, häufigeren Ruhetagen oder einer reduzierten Auswahl auf Speisekarten – alles Schritte, die letztlich die Dienstleistungsbereitschaft einschränken. 

Andere setzen zunehmend auf flexible Arbeitsmodelle wie Arbeitnehmerüberlassung und Zeitarbeit. Diese Strategien dienen der kurzfristigen Bewältigung des Personalmangels und helfen, sich auf die erhöhte Nachfrage einzustellen. Darüber versuchen Arbeitgeber durch die Zusammenarbeit mit Personalvermittlungsagenturen das Defizit an qualifizierten Mitarbeitenden zu überbrücken.  

Ob dadurch Arbeitskräfte nachhaltig für das Gastgewerbe begeistert werden können? 

 

Langfristige Lösung? Mehr Azubis! 

Langfristige Lösungsansätze bestehen eher in der Förderung der dualen Ausbildung (sowie der Wertschätzung praktischer Berufe) und der Schaffung eines guten Arbeitsplatzklimas.  

Leider zeigt sich in den letzten Jahren ein rückläufiger Trend bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen im Gastgewerbe und der Hotellerie. Seit 2011 schließen immer weniger junge Menschen Ausbildungsverträge in diesen Berufsfeldern ab. Obgleich die Unternehmen verstärkt Ausbildungsstellen anbieten, übersteigt das Angebot die Nachfrage.  

Ein Unternehmen, das in Sachen Arbeitsplatzattraktivität und – klima vorbildlich ist und genau deshalb den Fachkräftemangel gut im Griff hat, ist der Schindlerhof, ein Tagungshotel am Stadtrand von Nürnberg. 

 

Best Practice Schindlerhof: Fachkräfte kommen zurück 

Klaus Kobjoll, Gründer und Chef des Hotels, spürt den Fachkräftemangel natürlich auch. Doch er bzw. er und sein Team können ihn ganz gut abfedern. Indem sie zu Ex-Mitarbeitenden Kontakt halten, sie zu Firmenevents einladen, aufrichtig Interesse an ihrem Werdegang zeigen. Klaus Kobjoll lässt seine Angestellten ziehen, wenn es für sie besser passt — er unterstützt sie sogar aktiv dabei, indem er z. B. beim Sprung in die Selbständigkeit hilft. Da sein Betrieb eher klein ist, kann er nicht jedem/r Aufstiegschancen bieten, daher ist ihm klar, dass es für den ein oder anderen irgendwann Zeit für einen Wechsel ist. Bis ins Adlon Berlin schaffen es ehemalige Mitarbeitende — die dort auch deshalb genommen werden, weil der Schindlerhof für gute Schule steht — dort lernt man Einsatz und Leistung.  

Das Miteinander und Menschliche ist es, was Ehemalige zurückbringt. Mit Herzlichkeit und Fokussierung auf jeden Einzelnen führt Kobjoll sein Team. Hier können Mitarbeitende früh und schnell Verantwortung übernehmen, erfahren radikale Transparenz, was die finanzielle und strategische Entwicklung des Hotels anbelangt und werden gefordert wie gefördert, ihren Beitrag zu leisten.  

Mehr zu den Employer Branding Praktiken und zur — sprichwörtlich vielfach — ausgezeichneten Unternehmenskultur des Schindlerhofs, erfahren Sie in diesem Artikel.  

 

Strukturelle Verbesserungen gegen den Fachkräftemangel im Hotel- und Gastgewerbe 

In dem Bemühen, Arbeitnehmende zu gewinnen und zu halten, setzen Hotels und Restaurants auf ausgewählte Maßnahmen:  

  • Neue Arbeitszeitmodelle und vor allem flexible Arbeitszeitmodelle 
  • Der Einsatz digitaler Werkzeuge, um bestimmte Arbeiten und Arbeitsabläufe zu erleichtern.  
  • Investitionen in Schulungen, Mitarbeiterempfehlungsprogramme und Anpassungsqualifizierungen.  

Und natürlich die Klassiker: Gute Führung, gute Kommunikation, Weiterbildungsmöglichkeiten und die Förderung von Gesundheit am Arbeitsplatz sind Maßnahmen, mit denen Arbeitgeber Fachkräfte nachhaltig anziehen und halten können.  

 

Aussichten  

Laut Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) können die mehr als 44.000 offenen Stellen von gut 29.000 arbeitslosen qualifizierten Fachkräften besetzt werden. Der starke Anstieg der Fachkräfteengpässe ist weniger auf eine Zunahme der offenen Stellen als vielmehr auf ein geringeres Angebot an verfügbaren Arbeitslosen zurückzuführen, insbesondere bei Köchen und Köchinnen. 

 

Wo liegt Fachkräftepotential?  

Angesichts des akuten Fachkräftemangels richtet sich der Blick verstärkt auf das Potenzial von Geflüchteten und ausländischen Arbeitskräften. Der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA erhofft sich Vorteile von der reformierten Einwanderungsgesetzgebung und den damit verbundenen Erleichterungen für die Beschäftigung von Geflüchteten. 

Die Integration von Geflüchteten und Arbeitskräften aus dem Ausland könnte eine signifikante Rolle spielen, um den Fachkräftemangel zu reduzieren. Betriebe im Gastgewerbe, die auf die Beschäftigung von internationalen Arbeitnehmenden setzen, könnten dadurch ihre offenen Stellen füllen und zugleich zu einer vielfältigen und offenen Betriebskultur beitragen. Somit wäre nicht nur eine kurzfristige Linderung der Engpässe, sondern auch eine nachhaltige Sicherung des Fachkräftebedarfs möglich. 

 

Fazit 

Zu viele offene Stellen, zu wenige qualifizierte Fachkräfte. Und: zu wenige Azubis, die in nachrücken könnten. Die Hotel- und Gastronomiebranche ist wie kaum eine andere Branche vom Fachkräftemangel betroffen, verschärft bzw. richtig deutlich wurde die missliche Lage durch die Pandemie. Und doch können Arbeitgeber einiges tun, um Personal zu bekommen und auch zu halten. Klaus Kobjoll macht es im Schindlerhof vor – er setzt auf kulturelle Aspekte, fördert das Miteinander und schafft außergewöhnliche Arbeitsplatzbedingungen, die sogar Ehemalige zurückkommen lassen. Was Arbeitgebern dieser Branche bereits bewusst ist, wo aber gleichzeitig noch viel Handlungsbedarf ist: Employer Branding ist für Hotel- und Gastrobetriebe essenziell, denn nur so können sie sich zukunftsfähig aufstellen bzw. ihre Existenz erst einmal sichern.  

 

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Tags: Arbeitgeberattraktivität, Fachkräftemangel, Gastronomie, hotelbranche, Mitarbeiterbindung
vom 03.04.2024 / © VonVorteil